Man kann sagen, was man will. Die Jugendlichen in Deutschland haben sich in
ihren Verhaltensweisen ganz gehörig verändert. Sie sind nicht mehr die Mitläufer
aus den vergangenen Jahrzehnten, sie rebellieren nicht mehr gegen Alles und
jeden. Sie schlucken aber trotz alle dem nicht alles, was sie von den Erwachsenen
vor die Nase gesetzt kriegen. Sie haben auf ihre Weise ihren eigenen Willen,
den sie, im Gegensatz zu vergangenen Jahrgängen, auf eine friedliche Art durchzusetzen
versuchen. Auch ist ihre Mode im Vergleich zu den älteren Jahrgängen eine ganz
individuelle. Zum einen gibt es diejenigen, die von Zeit zu Zeit mal wechseln,
alles im allem aber doch ihrem eigenen Stil treu bleiben. Auf der anderen Seite
gibt es aber auch die, die praktisch auf jeder Trendwelle mitsurfen und verschiedene
Stile ausprobieren. Sie sind dauernd auf der Suche nach DER Mode, mit der sie
sich am meisten identifizieren. Es hat sich auch das Klassendenken von früher
abgesetzt. Betrachtet man die Jugend im allgemeinen, so bilden sie eigentlich
alle eine Einheit. Ausgegrenzt wird keiner - jeder hat seine eigene kleine Clique,
in der er respektiert und akzeptiert wird. Doch manchmal sind die Unterschiede
zwischen diesen Grüppchen extrem gravierend. Als deutlichstes Beispiel ist hier
auf der einen Seite die Gruppe der „Nerds“, auf der anderen die der Skater zu
nennen. Wenn sich die Nerds untereinander zum chatten im Internet oder zu Netzwerksessions
treffen und dabei in ihren Zimmern langsam aber sicher vereinsamen, lieben die
Skater das öffentliche Zusammenleben. Sie treffen sich, um Erfahrungen über
die neusten Stunts, die besten Plätze auszutauschen. Jedoch verbringen einige
jugendliche Skater soviel Zeit mit ihrer ‚Religion‘, dass ihre eigentliche Arbeit,
die Schule, auf der Strecke bleibt. Solche Fälle sind zwar nicht die Regel,
kommen aber vor.
Ein weiteres Kennzeichen für die heutige Jugend ist, dass sie der Politik nicht
mehr ablehnend gegenüber stehen. Vielmehr wird versucht, sich einer Partei anzuschließen,
die die Interessen des Einzelnen vertritt und man versucht, die Dinge, die einen
stören, abzuschaffen bzw. lernen, zu akzeptieren. Jedoch sind nicht alle deutschen
Jugendlichen so sehr an Politik interessiert. Gerade die ostdeutschen Jugendlichen
haben ein deutlich geringeres Interesse an der politischen Situation als die
westdeutschen. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass die Jugendlichen
der alten Bundesländer ihre Zukunft positiver sehen als ihre Kollegen in den
neuen Bundesländern. Es kommen schwere Zeiten auf die Kirchen in Deutschland
zu. Zum einen ist ein Rückgang von Glaubensvorstellungen ebenso festzustellen
wie eine abnehmende praktische Ausübung religiöser oder kirchlicher Rituale.
Zum anderen hat sich nach den Ergebnissen einer Umfrage eine neue Differenz
in bezug auf Religiosität zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen
herausgebildet. Während sich die alten Konfessionsgrenzen zwischen den christlichen
Kirchen abgeschliffen haben, gibt es umso größere Verschieden-heiten zu den
ausländischen, insbesondere den türkischen Jugendlichen. Insgesamt haben wir
eine Entwicklung hinter uns, die den christlichen Kirchen wenig Chancen lässt,
Einfluss auf die junge Generation zu gewinnen. Zwischen den deutschen und ausländischen
Jugendlichen mag es Probleme geben, was auch ganz natürlich ist, dennoch herrschen
hier keine wechselseitigen Feindseligkeiten. Deutsche und Ausländer bekunden
mehrheitlich, sie könnten voneinander lernen. Allerdings sind nationalitätengemischte
Freizeitaktivitäten für türkische und italienische Jugendliche viel wichtiger
als für deutsche. Dementsprechend betonen türkische und noch stärker italienische
Jugendlich, sie würden sich eher ähnlich wie die deutschen verhalten, während
die deutschen Jugendlichen energischer auf Unterscheidung bedacht sind. Die
große Mehrheit der deutschen Jugendlichen, ganz besonders im Osten der Republik,
teilt zudem die Ansicht, dass zu viele Ausländer in Deutschland leben. Diese
Einstellung hat jedoch nichts mit Rassismus oder Rassenfeindlichkeit zu tun.
Denn sie erwächst insbesondere bei denen, die sich für ihre Zukunft schlechtere
Chancen ausrechnen. Zwischen Mädchen und Jungen ist eine Annäherung ohne Angleichung
festzustellen. Die klassischen Männerdomänen wie Politik, Computer und Technik
bleiben ebenso wie die traditionellen Bereiche der Mädchen, zum Beispiel Einkaufsbummel
und Umweltschutz, erhalten. (FT)