Ein Interview mit Dr. Heinz E. Mißling



Popel:
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Religion an unserer Schule?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Wir sind eine katholische Schule. Da wir nicht eine staatliche, sondern eine Privatschule sind und der Bischof diese Schule unterhält - finanziell wie personell - sind wir selbstverständlich ein Teil der Kirche in Deutschland, genauer gesagt, der Diözese Trier. Wenn die Eltern bei der Schüleraufnahme bei uns einen Schulvertrag unterschreiben, erkennen sie die besondere Zielsetzung der Schule an. Wir, das heißt das Elternhaus und die Schule, legen Wert darauf, dass die Schüler im christlichen Sinn erzogen werden. Das geschieht nicht nur durch den obligatorischen Religionsunterrricht, sondern viel mehr sind wir darum bemüht, über den Unterricht hinaus in der Schulseelsorge unseren Schülern ein besonders Angebot zu machen. Um diese Aufgaben kümmern sich im besonderen Maß Schulpfarrer, Herr Darscheid, und Herr Orth. Sie bemühen sich, wie ich meine, mit großem Erfolg um die Gestaltung eines Schulprogramms, das Jahr für Jahr die christliche Zielsetzung unserer Schule realisiert und auch nach außen hin erkennbar werden lässt. Äußeres Zeichen ist die Tatsache, dass wir an unserer Schule eine Kapelle haben, in der fast täglich Gottesdienste gefeiert werden.

Popel:
Wie wichtig ist Ihnen der Eindruck der Schule nach außen?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Das ist sehr wichtig, dass die Schule auf Eltern, Schüler und auch auf unsere Gäste einen guten Eindruck macht. Das sit zwar etwas Äußerliches, aber es läßt erkennen, dass wir in einem Hause leben wollen, in dem man sich wohlfühlt. Das ist nicht zuletzt auch ein Grund warum der Zulauf zu unserer Schule so groß ist. Die Eltern betonen immer wieder, dass sie von ihrer Sauberkeit, Ordnung und dem guten Bauzustand angetan sind. Ich sehe darin einen wichtigen Grund , warum in diesem Jahr die Anmeldezahlen von Kindern für die Jahrgangsstufe 5 so groß sind. So hatten wir in den beiden letzten Jahren fast doppelt so viele Anmeldungen, wie wir schüler aufnehmen konnten. Daraus erwächst natürlich eine Verpflichtung, nämlich die, dass wir auch Künftig auf Sauberkeit und Ordnung achten. Denn nicht zuletzt ist der äußere Zustand oft ein Spiegelbild innerer Vorgänge. Es kommt hinzu, dass unsere Schule sehr gut eingerichtet und großzügig ausgestattet ist. Das kommt in der Tat unseren Schülern zugute, denn sie lernen unter Bedingungen, die man nicht überall vorfindet.

Popel:
Das Aussehen der Schule ist also stellvertretend für ihr Niveau?

Herr Dr. Heinz E. Mißling:
Das Äußere der Schule, ihre Einrichtung und Ausstattung sind zwar wichtige Voraussetzungen für eine gute Schule, doch das macht es nicht allein. Entscheidend ist vielmehr das Klima, das in der Schule herrscht, wie man miteinander umgeht, mit welcher Aufmerksamkeit und Toleranz man dem anderen begegnet. Das alles sind wichtige Voraussetzungen für eine gute Schule, für eine Schule mit einem anspruchsvollen Niveau.

Popel:
Das Niveau der Schule wird ja auch durch den geringen Stundenausfall gehalten...

Herr Dr. Heinz E. Mißling:
In der Tat ist das ein wichtiges Merkmal. Seit zehn Jahren haben wir keinen langfristigen Unterrichtsausfall, sodass der gesamte Pflichtunterricht in allen Fächern und Stufen gehalten werden kann. In Rheinland-Pfalz fallen an den Gymnasien durchschnittlich etwa 3% des Unterrichtes aus. Das ist relativ viel. Natürlich fällt immer wieder Unterricht dadurch aus, dass Lehrer krank werden oder aus anderen Gründen vorübergehend nicht in der Schule sein können.
Besonders erfreulich ist, dass wir ein überdurchschnittlich junges Lehrerkollegium haben. In jedem Schuljahr stellen wir junge Lehrerinnen und Lehrer ein, die ihre Ausbildung beendet haben und sich nun darauf freuen, ihren Beruf ausüben zu können. Weil sie jung sind, finden sie schnell Kontakt zu den Schülern. Darüber hinaus haben wir noch den Vorzug, dass die Lehrer ausgewählt und nicht wie an staatlichen Schulen zugewiesen werden.

Popel:
Nach welchen Kriterien werden die Lehrer ausgewählt?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Bei der Auswahl von neuen Lehrern die zu uns kommen wollen, achten wir zunächst auf gute fachliche Kenntnisse. Sehr wichtig sind aber auch die erzieherischen Fähigkeiten. Wir wünschen uns darüber hinaus, dass es den künftigen Lehrern Freude macht, Jugendliche zu unterrichten, dass sie gerne mit ihnen arbeiten und ihnen immer, sollte es notwendig sein, berater sein. Es wird auch gerne gesehen, wenn junge Lehrer neue Ideen entwickeln und zur Bereicherung des Schullebens beitragen. Wir erwarten auch, dass die Lehrer die Christliche Zielsetzung unserer Schule bejahen.

Popel:
Wie können wir Schüler zum guten Eindruck unserer Schule beitragen?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Ja, da gibt es sehr viele Möglichkeiten. Auf Grund unsere zahlreichen Umweltaktivitäten sind wir mit dem Titel „Ökologische Schule“ ausgezeichnet worden. Damit haben wir eine Verpflichtung zu umweltfreundlichem Denken und Handeln übernommen. Die wahrung der Schöpfung sollte Richtlinie unseres gesamten Verhaltens sein. In der Vergangenheit haben Schüler immer dann einen guten Eindruck hinterlassen, wenn sie sich auch außerhalb des Unterrichts in den Dienst der Schule gestellt haben. Ich nenne nur einige solcher Aktivitäten: das Obdachlosen-Projekt, die Theater-Aufführungen, die Auftritte von Musikern innerhalb und außerhalb der Schule, die Gestaltung von Ausstellungen in der Schule, Die Teilnahme an sportlichen Wettbewerben und Vieles mehr.

Popel:
Sie legen also auch selbst viel Wert darauf, dass die Schüler mit einbezogen werden?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Ein uneingeschränktes Ja! Die Teilnahme von Schülern am schulischen Leben ist nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar.

Popel:
Unabhängig von diesem Thema: Was ist beim Abi-Gag noch erlaubt?

Herr Dr Heinz E. Mißling:
Im Grunde genommen hat es in den letzten Jahren keine nennenswerten Schwierigkeiten im Ablauf des Abi-Gags gegeben. Ich will nicht verschweigen, dass es mir immer unter die Haut geht, wenn sich 800 Schüler auf dem Hof tummeln. Man macht sich schon seine Gedanken, dass etwas passieren könnte, wenn die notwendige Sorgfalt nicht beachtet wird. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die Abiturienten auch in Zukunft darauf achten, dass sie nicht über die Stränge schlagen. Das hat selbst nicht jenes Pferd gemacht, das vor vielen Jahren am Abi-Gag auf unserem Schulhof eine wichtige Rolle spielte.

Vielen Dank für das Interview.