Aktionstag "Gesunde Lunge"

"Rauchermax" & Geschwüre-Dias und ihre Wirkung

"Am 29. März habt ihr keinen Unterricht, da ist ein Aktionstag gegen's Rauchen!" Das war alles, was die Schüler und Schülerinnen der 8. und 9. Klasse vorab zu diesem gut gemeinten Ereignis erfuhren. Und so saßen wir also am Morgen des besagten Tages ziemlich ahnungslos in unserem Klassenraum und freuten uns, wenigstens kein Mathe&Co. machen zu müssen. Dann tauchte die Vorsitzende des Schulelternbeirates auf und jeder bekam einen Zettel, auf den er schreiben sollte, welche Fragen zum Rauchen er gerne beantwortet hätte. Die Zettel wurden –natürlich anonym- abgegeben und das Ergebnis unseres "Brainstormings" wurde fein säuberlich an die Tafel geschrieben, mit dem Versprechen, ein Lungenarzt würde all diese Fragen später beantworten. Am Ende stellte sich heraus, dass unsere erste Stunde wohl unnötig gewesen war, denn kein Lungenarzt warf auch nur einen Blick auf die Tafel. Gerieten unsere Anliegen einfach in Vergessenheit oder wusste man vielleicht den Tag nicht vollständig auszufüllen? Daran könnte es auch liegen, dass man uns übertrieben lange mit Dias von schleimigen grau-weißen Krebsgeschwüren quälte. Anfangs, als der Hals-Nasen-Ohren-Arzt uns die ersten Bilder zeigte, war es ja noch ganz interessant, aber wenn man dann das zehnte Geschwür sieht, zum zehnten Mal die dazugehörige Erklärung -mit sehr monotoner, irgendwie gelangweilter Stimme- des Arztes hört und zum zehnten Mal das anschließende "Das nächste Bild, bitte!" ist einem erstens schlechte und zweitens wird man nervös. "Wir wissen doch langsam, wie's aussieht!", der Kommentar einer Schülerin, die den meisten anderen wahrscheinlich die Worte aus dem Mund nahm. Die Anspannung löste sich etwas, als wir nach der "Diashow" mit einem Betroffenen, ein Mann ohne Kehlkopf, der ihm wegen eines Geschwüres entnommen werden musste, sprechen durften. Der Großteil der Schüler war der Meinung, dass es mutig von ihm gewesen sei, sich vor diese Masse von Jugendlichen zu stellen und ihre Fragen zu beantworten. Eine andere Sache war das Plakate-Malen –hier ließen Raucher wie Nichtraucher ihrer Kreativität freien Lauf (man freut sich schließlich, wenn man nach ewigem Sitzen im stickigen Filmsaal mal selber was tun darf). Allerdings waren einige Schüler etwas verwirrt, als sie später ihr Plakat an der Wand der Eingangshalle wiederfanden ("Wir waren doch noch gar nicht fertig!"). Wo wir gerade beim Thema Eingangshalle sind: Hier war die "Ausstellung" gegen das Rauchen zu besichtigen: Zu viel zu lesen-zu wenig zum selber betätigen (wenn man mal von der Button-Maschine absieht, um die die meisten von uns sie ganze Stunde herum saßen und für Freunde und Freundinnen private Anstecker machten- wer will sich schon mit "Nichtraucher"-Plaketten vollpappen?) -zu viel, was man schon 1000x gelesen und gehört hatte ("Nikotin ist eine Droge", "soundsoviel Prozent der Deutschen erkranken pro Jahr aufgrund des Rauchens"...). Außerdem zu sehen: "Rauchermax", eine Puppe die rauchen konnte (ich will ja nicht gemein sein, aber meiner Meinung nach ähnelte sie dem Barmer-Angestellten, der daneben stand) und Oberstufenschüler, die das alles –dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen-irgendwie albern fanden. Last but not least: Eine "Sitzung" mit einem Lungenarzt (der, der sich wahrscheinlich unsere Tafel hätte ansehen sollen), der uns auch eine Reihe von Bildern zeigte (und dabei irgendwie schläfrig aussah) und ein Mann von RPR1, der mit Mikrofon einige Leute interviewte (die natürlich lauter positive Dinge sagten -wenn man schon ins Radio kommt!). Ganz zum Schluss durften wir dann noch unsere Kritik loswerden. Die Hauptmeinung: Bitte etwas früher, im 6. oder 7. Schuljahr, denn in der 8. und 9. Klasse, haben fast alle schon ihre eigene Meinung zum blauen Dunst und die Befürworter lassen sich so schnell nicht umbiegen. Insgesamt war der Tag nicht bloß Aufklärung sondern, wenn man der Masse der Schüler Glauben schenken darf, hauptsächlich Abschreckung. Ich glaube zwar nicht, dass die Raucher sich jetzt entwöhnen, aber ein positiver Aspekt: Die meisten Nichtraucher sagten deutlich, dass sie es bleiben wollen. Aber dieser Meinung waren sie eigentlich schon vor dem Aktionstag...
nas