GEWALT

Was ist Gewalt? Zuerst haben wir versucht Gewalt zu definieren. Wir wollen uns im folgenden Artikel nur mit Gewalt, die direkt auf Personen gerichtet ist, beschäftigen. Man unterscheidet zwei verschiedene Formen der Gewalt.


1.Psychische Gewalt: Diese Form der Gewalt ist auf die Psyche des Opfers gerichtet. Sie erfolgt oft unbeabsichtigt ,kann aber auch sehr gezielt eingesetzt werden. Beispiele: Beleidigungen, Mobbing, Ausgrenzung von Personen, Vernachlässigung eines Kindes durch die Eltern.


2.Physische Gewalt: Mit physischer Gewalt ist ein Verhalten gemeint, bei dem der Täter dem Opfer absichtlich körperliche Schmerzen und/oder Verletzungen zufügt, um ihm seine Meinung aufzuzwingen.
Beispiele: Eltern schlagen ihre Kinder(egal, ob als erzieherische Maßnahmen), Schikanieren von Mitschülern durch Tritte, Schläge, etc.


Diese Einteilung bedeutet jedoch nicht, dass die jeweiligen Formen nur gesondert auftreten. Oft sind sie eng miteinander verbunden oder die eine Form folgt auf die Andere: z.B. Ein Schüler ist starkem Mobbing ausgesetzt (Psychische Gewalt). Er verteidigt sich jedoch nicht, was den Täter/die Täter wiederum noch mehr anstachelt, so dass diese/r handgreiflich wird/werden (Physische Gewalt).
Anhand dieses Beispiels kann man erkennen, wie schnell aus psychischer Gewalt physische Gewalt werden kann.




Die Frage nach der Ursache von Gewalt bzw. rechter Gewalt lässt sich keinesfalls nur individuell beantworten, da in der Regel viele Faktoren eine Rolle spielen. In gewisser Weise bringen die Strukturen der modernen Gesellschaft schon ein hohes Maß an Gewaltbereitschaft mit sich: auf Leistungsdruck, Konkurrenzkampf und Anpassung an Normen reagieren viele Individuen mit ohnmächtiger, hilfloser Gewalt psychischer und physischer Art gegen andere Personen und sich selbst. Für die aktuell in den Medien dargestellte Gewalt, von der insbesondere Jugendliche als Täter und Opfer betroffen sind werden folgende Ursachen genannt:


Perspektivlosigkeit:
In Zeiten anhaltend hoher Arbeitslosigkeit auch unter Jugendlichen und angesichts des hohen Lehrstellenmangels in den zurückliegenden Jahren leben viele Jugendliche in der Angst nach Abschluss der Schule oder Ausbildung keinen Job zu finden. Sie fühlen sich machtlos und in ihrer Lebensplanung eingeschränkt. Dies gilt besonders für den Osten da hier die wirtschaftlichen Probleme nach der Wiedervereinigung noch gravierender sind. Hinzu kommen der Orientierungsverlust durch den Systemzusammenbruch und – wandel.
Also versuchen sie sich neu zu orientieren und bevorzugen es, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun und ihre Identität zu festigen. Sie brauchen einen Sündenbock und eine Begründung für ihre Situation und finden dies im Ausländerhass, was keinesfalls ein neues Phänomen darstellt, denn Fremdes abzustoßen ist die einfachste Methode mit etwas fertig zu werden ohne sich damit auseinandersetzen zu müssen. Gleichzeitig, indem sie die anderen abwerten, werten sie sich selbst auf und erhalten somit ein besseres Selbstwertgefühl.


Vereinzelungserfahrungen/Individualisierung der Gesellschaft:
Beispiel einer solchen Erfahrung ist die Situation nach einer Scheidung oder das Fehlen von gemeinsam geteilter Zeit in der Familie.
Die verminderte Bindung an gesellschaftliche Organisationen wie Parteien, Gewerkschaften, Kirchen etc. und auch das Verschwinden von gemeinsamen Wert- und Normvorstellungen sind in den zurückliegenden Jahren als Indikator einer zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft angemahnt und beklagt worden.
Die Folgen sind das Fehlen von sozialem Halt, was sehr leicht zu einer Gleichgültigkeit gegenüber anderen werden kann. Der Betroffene fühlt sich bindungslos und handelt ohne Rücksicht, was der beste Nährboden für Aggression und Gewalt sein kann.

Erziehung:
Die Erziehung zu Hause wie in der Schule beeinflusst in weiten Teilen die Jugendlichen.
Zu große Schulen und Klassen können Gewaltbereitschaft auslösen bzw. fördern. Der Druck auf die Schüler sei es Anpassungs- oder Leistungsdruck wirkt hier Problem verstärkend. Die von dem Jugendlichen erwünschte Individualität wird nicht gefördert.
Auch von zu Hause können Jugendliche negativ geprägt werden. So neigen zum Beispiel Kinder, die von ihren Eltern geschlagen werden, statistisch gesehen zu mehr Gewaltanwendung. Sie sind Gewalt „gewöhnt“ und sehen diese durch ihre Eltern legitimiert. Ein weiterer Faktor können mangelnde Kommunikation und fehlende Generationenkonflikte sein. Die Eltern vermitteln ihren Kindern keine gewaltfreien Formen der Konfliktaustragung mehr, weil sie Konflikten z.B. aus Zeit- oder Bequemlichkeitsgründen aus dem Weg gehen. Normen- und Wertevermittlung finden nicht statt. In den neuen Bundesländern kommt hinzu dass die DDR in gewisser Weise die rechte Meinung beeinflusst hat. Dort gab es schon eine autoritäre Prägung im Kindergarten, Erziehung zum Hass auf den Klassenfeind, Abschottung der ganzen ostdeutschen Bevölkerung gegen alles Fremde, weitgehende Unterdrückung demokratischer Tendenzen sowie 10.000 Rechtsextreme schon vor der Wende.


Gruppenzwang:
Die Gruppenbildung Jugendlicher wird von den Rechten geradezu ausgenutzt. Oft werden hier Alkohol und Begriffe wie Kameradschaft großgeschrieben. Man fühlt sich stark in einer Gruppe erfährt die Bestätigung durch Gleichgesinnte. Dieses greifen die Rechten auf und nehmen die Organisation in die Hand. Oft sind Gruppen untereinander verbunden und stellen so eine Art Netzwerk dar.


Politikverdrossenheit/Mangelnde Bildung:
Oft fühlen sich die Jugendlichen von der Politik hintergangen und empfinden sie als realitätsfremd. Politik scheint aus ihrer Sicht nicht in der Lage ihre Probleme zu lösen (z.B. Arbeitslosigkeit),selbst mitbestimmen lässt sie die Jugendlichen aber auch nicht. Dieses Ohnmachtsgefühl machen sich die rechten Parteien/Gruppen zunutze. Studien haben ergeben, dass ein fester Zusammenhang zwischen Bildung und politischer Einstellung besteht. Besonders wenig gebildete Jugendliche fühlen sich von den Konzepten der rechten Parteien angesprochen. Diese legitimieren die Gewaltanwendung und der Jugendliche findet somit hier eine Begründung für Gewalt und geben ihr damit einen Sinn.


Die Rolle der Medien:
Auch in der Öffentlichkeit erfahren Rechte Legitimität, dadurch dass Parteien mit rechtem Gedankengut vertreten sind und in manchen Dörfern, Städten und Gebieten mit Mehrheit gewählt werden. Sie sehen dies als Erfolg und Bestätigung an. Diese Parteien nutzen die Unsicherheit und die Politikverdrossenheit der Menschen aus und benutzen dies für ihre Zwecke. Die öffentliche Diskussion über das Ausländerproblem und die Verschärfung des Asylgesetztes sind nur als Beispiel zu nennen. Auch über das Internet wird viel Propaganda betrieben und rechte Ideologien publiziert. Als nächstes ist die Musik zu nennen. Der rechtsextremistischen Musik kommt bei der Bildung und Verfestigung von Gruppen, aber auch bei der Ausprägung von Feindbildern eine wichtige Rolle zu. Aggressive Musik, mit genauso aggressiven und einhämmernden Klängen und volksverhetzenden Texten fördert eine vorhandene Gewaltbereitschaft.
Auch wird bei Bestellung von rechter Musik, z.B. durch das Internet, oft schon das Propagandamaterial mitgeschickt.


Die Attraktivität von Gewalt für Jugendlichen:




Die in den letzten Jahren erschreckend ansteigende Zahl ausländerfeindlichen Taten und die komplexe Ursachenlage zeigen, dass Rechtsextremismus auf verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen gleichzeitig bekämpft werden muss.
Einige Maßnahmen werden im Folgenden erläutert.


Parteien- und Gruppenverbote
Das Grundgesetz stellt in Artikel 21 folgendes fest:
(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. [...]

(2) Parteien ,die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der BRD zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht.

Auf der Basis dieses Artikels wird in jüngster Zeit über ein Verbot der NPD diskutiert. Entsprechende Anträge liegen dem Bundesverfassungsgericht vor.


Aufklärungsmaßnahmen und Bündnisse gegen Rechts
In Deutschland vergeht kaum ein Tag ohne Anschläge auf Ausländer oder Behinderte. Die Regierung versucht dies zu vermeiden, indem sie die Zivilgesellschaft stärken will. Die Medien(z. B. Zeitung, Fernseher, Radio, Internet) sollen bei der Aufklärung helfen, doch dies gelingt nicht immer.


Private Initiativen
Eine bekannte Initiative ist „Rock gegen Rechts“, deren Motto „Mut gegen rechte Gewalt“ lautet. Diese Idee stammte aus den siebziger Jahren und wurde nun mit vielen berühmte Musikern wie Xavier Naidoo, Udo Lindenberg, usw. verwirklicht.
Weitere Initiativen sind z. B. die Antonio Amadeu- Stiftung. Sie erzählt den Menschen von ihren Erfahrungen mit Rechtsextremismus und den Opfern.
Eine andere Initiative ist „Gesicht zeigen!“, deren Werbung ihr bestimmt alle kennt :Aus dem Obstkorb schießen Flammen, aber die Familie isst in Ruhe ihr Abendbrot weiter. Die Butter entzündet sich, der Vater schiebt sie von sich. „Willst Du noch ein Bier?“, fragt die Mutter, öffnet den Kühlschrank, in dem das Feuer lodert. An vielen Enden der Küche brennt es, doch niemanden kümmert es. „Gibst Du mir bitte die Wurst?“, fragt er zum Schluss. Es ist diese irritierende Szene, die im Kopf des Zuschauers hängenbleibt. Und das soll sie, denn dieser Werbespot weist darauf hin, wie absurd es ist, wenn man nichts gegen Rechtsextremismus unternimmt.